EWIG ist eine Infrastruktur zur Sicherstellung OAIS-konformer Digitaler Langzeitverfügbarkeit von kulturellem Erbe und Forschungsdaten. EWIG wird vom Zuse-Institut Berlin (ZIB) betrieben, einem außeruniversitären Forschungsinstitut in Trägerschaft des Landes Berlin.
Die Sicherstellung der Langzeitverfügbarkeit digitaler Daten stellt eine ungleich größere technische und organisatorische Herausforderung dar als die Erhaltung von physischen Objekten. Während Papier bei geeigneter Umgebung Haltbarkeitswerte weit über 100 Jahre problemlos erreicht, sind digitale Daten oft bereits nach 10 Jahren nicht mehr zugänglich. Das liegt in der Regel nicht einmal an den Speichermedien, sondern an der rasanten Entwicklung der Software, mit der diese Dateien erzeugt wurden und angezeigt werden. Im Unterschied zur analogen Archivierung liegt der Hauptaugenmerk auf der Erhaltung von Information und nicht des Informationträgers.
Aufgabe eines Digitalen Langzeitarchivs (»Digital Preservation System«) ist nicht kurzfristiges Backup von Daten sondern langfristige Bereitstellung und bei Bedarf Konvertierung von Master-Digitalisaten. Dokumente, die mit älteren Versionen noch gängiger Verarbeitungsprogramme erstellt wurden, sind z.B. oft mit der neuesten Version nicht mehr fehlerfrei darstellbar. Manche Dateiformate sind durch den rasanten technologischen Wandel bereits verschwunden, das bedeutet, sie können nicht mehr ohne weiteres entschlüsselt und gelesen werden.
Die Inhalte, Ordnerstrukturen, Zugriffsrechte und Metadatenformate müssen auch nach vielen Jahren noch lesbar und verwertbar sein. Das fordern auch die einschlägigen Drittmittelgeber, die einen großen Beitrag zur Digitalisierung des kulturellen Erbes und zur Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen leisten.
Ein Digitales Langzeitarchiv muss den technologischen Wandel laufend beobachten und rechtzeitig Dateien neu speichern und bei Bedarf in ein anderes Dateiformat konvertieren. Das Speichermedium spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Die Lösung dieser Aufgabe ist mehr nötig als Hardware-Infrastruktur und technische Entwicklung. Ein Digital Preservation System besteht nach dem etwas sperrigen Wortlaut des maßgeblichen Referenzmodells OAIS nicht nur aus Technik sondern aus einer „Organisation aus Menschen und Systemen“. Bibliotheken, Museen, Archive und Forschungseinrichtungen sichern Daten am ZIB für die Ewigkeit. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat das Langzeitarchiv den Namen EWIG erhalten.
EWIG wird von der Arbeitsgruppe Digital Preservation (AG DP) am ZIB betrieben und weiterentwickelt. Die AG ist in der Abteilung Digital Data and Information for Society, Science, and Culture (D²IS²C) angesiedelt. Zugleich sind die AG-Mitarbeiter Angestellte beim Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV) bzw. dem Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS).
Der KOBV ist ein Zusammenschluss von Bibliotheken in Berlin und Brandenburg in Trägerschaft der Länder Berlin und Brandenburg und der Mitgliedsbibliotheken (www.kobv.de).
digiS ist eine Einrichtung zur spartenübergreifenden Beratung, Unterstützung und Koordinierung von Digitalisierungsprojekten in Trägerschaft des Landes Berlin (www.digis-berlin.de).
Das digitale Langzeitarchiv EWIG ist mit dem CoreTrustSeal zertifiziert. Im Rahmen der Zertifizierung wurden neben technischen Eigenschaften auch die rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Aspekte der Langzeitverfügbarkeit am ZIB bewertet. CoreTrustSeal ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation, die nachhaltige und vertrauenswürdige Dateninfrastrukturen fördert.